Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Adam Johnson

(The Orphan Master’s Son, Roman), Suhrkamp Nova, Berlin 2013, Suhrkamp TB Berlin 2014

Schräge Gestalten in Nordkorea. Pulitzerpreis 2013



Pulitzerpreis 2013 für Adam Johnson:

„Wir freuen uns, dass unser Autor Adam Johnson für seinen Nordkorea-Roman Das geraubte Leben des Waisen Jun Do mit dem Pulitzerpreis 2013 ausgezeichnet worden ist. In der Juryerklärung heißt es, das Buch sei ‚ein äußerst kunstfertiger Roman, der den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise in die Tiefen des totalitären Nordkorea und in die intimsten Bereiche des menschlichen Herzens nimmt‘.“

Suhrkamp Verlag

„Während manche Journalisten Google Earth, Kaffeesatzleserei und Divination bemühen, um Einblicke in das Nordkorea Kim Jong Uns zu gewinnen, wurde in den USA ein Roman mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, der nicht nur die Folterkeller und Vernichtungslager des Landes beleuchtet, sondern auch den pompösen Kitsch, mit dem sich der Vater des Nachwuchsdiktators, der ‚Geliebte Führer’ Kim Jong Il, von 1948 bis 2011 umgeben hatte.

… Der ‚Geliebte Führer’ ist verstimmt. Was bleibt, ist die Gewissheit: ‚Wenn er will, dass du mehr verlierst, gibt es dir mehr zu verlieren’, sagt die Schauspielerin Sun Moon zum Hochstapler Jun Do. Es klingt leider wahr.“

Ulrich Baron, SZ, 30.04.2013

„Jun Do bekommt reichlich Gelegenheit, bei den Mächtigen anzuecken, wenn er in ihrem Namen große Verbrechen verübt und für nordkoreanische Verhältnisse eher auf Abwege gerät: Als Tunnelbauer unter der demilitarisierten Zone, die den Norden vom Süden Koreas trennt, als Menschenräuber, der Japaner von ihren Stränden ‚pflückt’ und ins Land der Finsternis entführt, als Spion auf einem Schiff, der mit primitiver Ausstattung Amerikaner im Ostchinesischen Meer belauscht, schließlich als Dolmetscher einer obskuren nordkoreanischen Abordnung in Texas. Am Ende erwartet ihn ein Arbeitslager. Skurriles, Lächerliches und Schreckliches stehen hier nah beieinander, so als wäre das normal.“

Ingrid Norbu, Rheinpfalz Zeitung

„Er ist von einer Fülle und Wucht, die dem Leser in den Schlaf nachzusteigen beginnt.“

Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung

„…  Ansonsten lohnt die Lektüre nicht nur nicht, sie schockiert, denn es ist auch ein widerwärtiges Buch. Dass er mit Jun Do einen nordkoreanischen Simplizissimus geschaffen hat, dürfte Johnson nicht gewusst haben. Hätte er es gewusst, müsste er an Grimmelshausen gelernt haben, wie man höchste Grausamkeit in burleske Episoden einbaut, ohne dabei geschmacklos zu sein.“

Andreas Platthaus, FAZ, 26.04.2013, Ein literarischer Folterknecht

„Für das System, in dem er lebt, ist Jun Do ein Niemand, ein austauschbares Teilchen in einer vielleicht maroden, aber dennoch irgendwie funktionierenden Maschine. In dem Bemühen, diese Maschinerie möglichst umfassend zu erforschen, mutet der Autor seinem Helden eine Tour de Force zu, die problemlos mit jedem James-Bond-Film mithalten könnte.“

Danijel Majic, Frankfurter Rundschau

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do: Adam Johnson hat eine burleske Fantasie über Amerikas mythischen Erzfeind Nordkorea geschrieben.

Ein Nichts und Niemand aus dem Waisenhaus, ein kleiner Soldat und Funker wird zum Helden, bloß weil die Nation ganz rasch welche braucht, er darf sogar mit dem amerikanischen Todfeind Steaks grillen, verschwindet danach aber im Lager – und taucht doch wieder auf, schummelt sich bis an die Spitze des Staates und raubt dem ‚Geliebten Führer‘ auch noch ein Mädchen. Das ist eine ziemlich irre Geschichte.“

Thomas E. Schmidt, Die Zeit, 27. Juni 2013, Alle ab in den Gulag!

„Das wenige, das man über das System von Führerkult und Kadavergehorsam, Gehirnwäsche und Gulag weiss, basiert auf Berichten von Flüchtlingen. Drakonisch wird bestraft, wer sich nur das Geringste zuschulden kommen lässt. Das organisierte Grauen in den Lagern scheint gar die Schrecken des NS­-Systems in den Schatten stellen zu wollen.
Nordkorea bleibt eine Farce mit sieben Siegeln, doch wenn diese schwindelerregend präzise Phantasie nur einen Bruchteil dessen fasst, was sich unserem Wissen entzieht, dann sollte unser Mitleid mit den Menschen dort grenzenlos sein.“

Andreas Breitenstein, NZZ, 26. 5. 2013

„Der Schriftsteller Adam Johnson hat einen wundersamen, lustigen Roman über das Regime in Nordkorea geschrieben. Das ist ein großes Wagnis.

Das alles klingt absurd und ist es natürlich auch. Aber Johnsons Roman versteht es, unrealistisch und überzeugend zugleich zu sein. Das liegt auch an der Persönlichkeit seines Romanhelden. Jun Do ist dem Prototyp des weisen Tors nachempfunden: Er ist ein sich selbst unbekannter, der, bis er seine große Liebe entdeckt, kaum erkennbare Wünsche hegt. (Darauf, das Jun Do ein Mann ohne Eigenschaften ist, weist auch schon sein Name hin: amerikanische Kriminalkommissare nennen nicht identifizierte Mordopfer John Doe.)“

Yascha Mounk, Zeit Online, 13.03.2013. Forrest Gump im Diktatorenfreizeitpark

„Betörende Poesie, die (Leser-)Herzen im Sturm erobert und erklingt wie eine wunderschöne Melodie – Adam Johnson ist ein wundervoller Erzähler und sein Roman Das geraubte Leben des Waisen Jun Do wahrer Balsam für die Seele. Hier erfährt man bei der Lektüre ein Wunder, das den Leser in einen tranceähnlichen Zustand versetzt und ihn alles um sich herum vergessen lässt. Der US-amerikanische Schriftsteller versteht es geradezu meisterlich, Emotionen und Spannung zu einem aufregenden Erlebnis zu vereinen. Man liest sich bereits nach wenigen Seiten in einen Rausch und kann mit dem Schmökern nicht mehr aufhören. Dieses Buch wegzulegen ist nahezu unmöglich! Kein Wunder, dass man sich am Schluss ganz trunken fühlt von solch fantastischer Unterhaltung, wie sie schöner kaum sein könnte. Adam Johnsons Roman Das geraubte Leben des Waisen Jun Do ist eine (literarische) Sensation und das Zeugnis ganz hoher Schreibkunst, die alle Sinne zu einem einzigartigen Hochgenuss verführt. Dieses Vergnügen ist schlichtweg der pure Wahnsinn und sollte auf gar keinen Fall verpasst werden. Das ist besser als jede Droge!“

Susann Fleischer 08.04.2013, Literaturmarkt.info

„Falls in Nordkorea heimlich Untergrundliteratur geschrieben wird, so wissen wir es nicht. Das Land ist eine Leerstelle. Adam Johnson hat sie gefüllt mit seinem Roman Das geraubte Leben des Waisen Jun Do. Eine Begegnung mit dem diesjährigen Pulitzerpreisträger.“

Katharina Granzin, taz, 22. 06. 2013

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do packt den Leser am Arm und zieht ihn fort in eine völlig fremde Welt.“

Florian Gless, stern