Jon McGregor
(If Nobody Speaks About Remarkable Things. Roman), Verlag Klett-Cotta, Stuttgart (2005)
„Wie die Polaroids dieses Sammlers präsentiert McGregor Momentaufnahmen des Alltags in gestochen scharfen Bildern. Sein präziser, poetischer Stil ist die eigentliche Sensation dieses Buches, die Übersetzerin Anke Caroline Burger hat ihn meisterhaft ins Deutsche übertragen.“
Jobst-Ulrich Brand, „Augenblick mal!“, Focus, 28. 05. 2005
„Wenn der Medienphilosoph Vilém Flusser Recht hatte, kommunizieren Menschen nur miteinander, um das Wissen über die Unausweichlichkeit des Todes zu verdrängen. Reden, um sich abzulenken. Und diese Vermutung scheint in McGregors Roman beinahe zentral. Die unzähligen Nebenschauplätze, die schillernd geschilderten Mikrokosmen sind Teil des Ganzen und doch nur der Versuch der Erzählerfigur, das Unbegreifliche greifbar zu machen und sich zugleich vom eigenen Schicksal abzulenken.
Ole Cordsen, Ein Prosa-Gedicht, 3Sat, denkmal, 30.05.2005
Man mag kaum glauben, dass dieser Roman der Erstling eines Mittzwanzigers ist. Zu bestechend ist die Sprache, zu geschickt gestrickt die Komposition. McGregor schreibt verdichtete, gedichtete Prosa. Diese Prosa ist ein Gedicht. Lyrisch, sorgfältigst durchgeplant, klangvoll, tief empfindsam mit einem verblüffenden Sinn für die kleinen Details des Alltags. Auch wenn man zu Beginn des Romans zunächst ratlos die Stirn runzelt: Die Sprache entwickelt einen ganz eigenen poetischen Sound, macht süchtig, weckt den Ehrgeiz, dem Rätsel auf die Spur zu kommen und den Fäden zu folgen, die erst ganz am Ende zusammenlaufen. Ein großes Lob gebührt an dieser Stelle auch Anke Caroline Burger für ihre treff- und stilsichere Übersetzung. Und auch wenn der Roman fast komplett ohne Namen auskommt – den Namen Jon McGregor sollte man sich merken. Das hier ist großes Kino für den Kopf.“
„Nach dem Regen ist eine wunderbare Schule der Wahrnehmung, sein lakonischer Empirismus schlägt allenthalben um in Poesie, und es ist die Summe der Betrachtungen, die diesen überaus seltenen Mehrwert ergibt.“
Manfred Rumpl, Spectrum – Die Presse, 21.5.2005
„Dazu erzählt McGregor in einem traumhaften Sound. … Etwas Leichtes und zugleich überaus Anschauliches haben McGregors Sätze, und sie bewahren es auch in der Übersetzung von Anke Caroline Burger. …“
Cord Beintmann, „Ein zartes Mosaik aus Momentaufnahmen“, Stuttgarter Zeitung, 31.05. 2005
„Eigentlich stünden die Zeichen zum Besten: eine mit feinem Gehör verfasste Prosa, die – unvermeidlicherweise – im Original von Jon McGregors Roman If Nobody Speaks of Remarkable Things noch stärker zum Tragen kommt als in der sorgfältigen Übertragung, die Anke Caroline Burger unter dem Titel Nach dem Regen vorlegt; eine wohlbedachte Erzähldramaturgie, welche sowohl das Panoptikum der Figuren als auch die Wechsel zwischen den Zeitebenen des Romans in einem klug bemessenen Rhythmus präsentiert; eine Achtsamkeit für Personen und Dinge, die sich nicht nur als Leitthema des Romans herauskristallisiert, sondern die auch das Erzählen selbst durchdringt.“
Angela Schader, „Fast zu viel des Guten. Jon McGregors Debutroman ‚Nach dem Regen’, Neue Zürcher Zeitung, 29. 03. 2005
„Der Originaltitel von McGregors Erstling – auf Deutsch: ‚Wenn niemand über bemerkenswerte Dinge spricht’ (Nach dem Regen klingt leider allzu beliebig, obwohl Anke Caroline Burger ansonsten eine wirklich hervorragende Übersetzung des englischen Textes gelungen ist) – deutet bereits darauf hin, dass wir tiefer eintauchen, genauer hinhören müssen, um die Geschichten der Bewohner zu ergründen, die der Autor wie eine Partitur vor uns ausbreitet. Das Bemerkenswerte des Romans sind die leisen Zwischentöne.“
Susanne Frane, Nürnberger Zeitung, 29. 04. 2005, Eine Entdeckung: Jon McGregor
„Ist das Prädikat ‚Der außergewöhnlichste Roman des Frühjahrs’ schon vergeben? Nicht? Gut. Rasch: Adeln wir damit Nach dem Regen von Jon McGregor. Er hat es ja so verdient.“
Udo Schöpfer, Die Rheinpfalz, 14. 04. 2005
„Verschwende dein Talent!
Kulturspiegel, 24. 04. 2005
Der Schriftsteller Jon MCGregor schildert die Welt mit der Genauigkeit einer Überwachungskamera. Seine Fabulierlust ist typisch britisch.
… Der britische Autor Jon McGregor wagt in seinem ersten Roman Nach dem Regen ein kühnes Experiment: Er erzählt von nichts Besonderem. ‚Ein ereignisloser Tag, langweilig und warm und ruhig’, heißt es nach wenigen Seiten. Allerdings wird am Ende dieses Tages etwas Schreckliches passieren. Und erst die Katastrophe wird den Zauber des Alltags enthüllen. Gleich zu Beginn deutet McGregor das Unglück in seinem raffiniert konstruierten Roman an, um dann 300 Seiten lang in allergrößter Langsamkeit das ganz normale Leben auszubreiten. …In seinen besten Passagen hat dieses Buch nicht nur einen eigenen Ton, sondern eine Melodie. Und weil McGregor der Normalität mit einer reichen, musikalischen Sprache begegnet, weil er Augenblicke dehnt und Empfindungen spürbar macht, entdeckt er tatsächlich Großes im Kleinen.“
„Eine Straße in einer englischen Provinzstadt, gesäumt von einstmals hochherrschaftlichen Häusern, die jetzt in kleine Apartments unterteilt sind. Einfache Leute wohnen hier, leben aneinander vorbei, kennen sich allenfalls vom Sehen, denn hier geschieht nichts Bemerkenswertes. Es sei denn, jemand kommt daher und dringt hinter die Fassaden der Häuser und der Menschen, spürt ihren Geheimnissen und Geschichten nach. ‚Wenn niemand über bemerkenswerte Dinge spricht’, lautet der englische Originaltitel des brillanten Debütromans des englischen Schriftstellers Jon McGregor, der auf Deutsch ebenso schlicht wie beliebig ‚Nach dem Regen’ heißt, und in dem der Autor Momentaufnahmen dieser kleinen Straße und ihrer Bewohner einfängt und zu großer Poesie verdichtet – der Sinfonie einer Lebensgemeinschaft. ‚Ein Traum von einem Roman’, schrieb die Londoner Times über dieses Buch, das in Großbritannien mit dem Somerset Maugham Award und dem British Book Award in der Kategorie bester Newcomer ausgezeichnet wurde.“
Georg Schmidt, DeutschlandRadio, Literatur Live, 15:10, 2. 3. 2005
„McGregors erstaunlicher Erstling steht in einer großen Tradition der englischen Literatur, die an die Imagination eines Charles Dickens erinnert, aber auch an die Möglichkeiten des Scheiterns, wie sie Josef Conrad, Graham Greene oder William Golding in ihren Romanen artikulierten.“
Ivo Frenzel, NDR Kultur, Sendetermin: 24. Februar 2005