McGlue

Ottessa Moshfegh

(McGlue, Novelle), Liebeskind Verlag, München (2016)

McGlue Buch

Der Liebeskind Verlag veröffentlicht das erste Werk der sensationellen amerikanischen Autorin Ottessa Moshfegh

Salem, Massachusetts. Im Jahr des Herrn 1851. Der Seemann McGlue ist schwerer Trinker und sitzt im Gefängnis. Ihm wird vorgeworfen, vor Sansibar seinen besten Freund Johnson ermordet zu haben. Nur kann er sich an nichts erinnern. Was daran liegt, dass sein Schädel gespalten ist, seitdem er vor Monaten aus einem fahrenden Zug gesprungen ist, um nicht als blinder Passagier entdeckt zu werden. McGlue will sich auch an nichts erinnern, er will nur trinken. In der Nähe von New Haven hatte Johnson ihn einst auf der Straße aufgelesen und so vor dem Erfrieren gerettet. Er war es, der nach seinem Sturz für ihn sorgte, der ihn zur Handelsmarine brachte und mit ihm um die Welt segelte. Warum also sollte McGlue ihn umgebracht haben?

„Das Buch versetzt uns in den schwer angeschlagenen Kopf des Titelhelden, eines Matrosen, der im Jahr 1851 in Salem, Massachusetts, dem Schauerort der amerikanischen Literatur schlechthin, auf Selbsterkundung ausgeht: ins Innere, das sich als weitaus dubioser erweist als die Außenwelt… Moshfegh nutzt unsere literarischen Referenzen (und die Übersetzerin Anke Caroline Burger trifft den resultierenden Zwischenton exakt), um aus Melville, Poe und Lovecraft eine Achterbahnfahrt durchs Unterbewusste zu formen, die nur am Schluss dadurch irritiert, dass sie tatsächlich an ein Ziel führt.“

Andreas Platthaus, FAZ, 14.8.2016. Die wichtigsten Romane des Herbstes

„Nur ein Trinker von Gottes Gnaden, der nicht einmal ‚hier‘ geschrien hat, als der Verstand verteilt wurde, und dem deshalb das passiert, was ihm passiert. Eben jener Johnson, der ihn aufliest und ihn zum Freund und ständigen Begleiter auserwählt, und eben jener Unfall, der ihn bleibend zeichnet und ihn in die Zeitung bringt.“

Walter Delabar, fixpoetry.com, Drunken Sailor. Ein bedrückend beeindruckender kleiner Roman um einen Trinker mit gespaltenem Haupt

„Wegen eines Sprungs aus einem fahrenden Zug hat sich McGlue einige Jahre zuvor außerdem den Schädel gespalten. Die Schädeldecke ist offen. Darin zischeln die Schlangen, die man nur mit Schnaps betäuben kann oder indem man mit den Fingern im Loch herumbohrt. Auf schwerem Entzug brechen der Wahnsinn, die Halluzinationen und der Welthass endgültig durch. Es ist atembetraubend und wuchtig erzählt und wohl nicht als Erbauungslektüre geeignet.“

Christian Schachinger, Der Standard, Wien. derstandard.at, Der Teufel hat den Schnaps gemacht.

„Es ist wüst. Nicht unsortiert, nicht ohne Stil. Nicht nur in der Hinsicht fühlte ich mich an Faulkner erinnert. Nein, es ist nur so, wenn man es liest, so ist’s, wie wenn man den größten Kater durchleidet. Der Kopf ist wüst. Und wie man im Kater die Gedanken zu sortieren versucht, um wieder klar im Kopf zu werden, das aber nur weitere Schmerzen verursachen kann, man es also besser lässt und es durchleidet, so erging es mir mit diesem Buch: lesen und leiden, beides aber zumindest äußerst lustvoll.“

Herr Hund, hundstrueffel.wordpress.com, Ottessa Moshfegh / McGlue / Übers. von Anke Caroline Burger / Liebeskind-Verlag

„Was für ein Buch! Dieses Romandebüt, eine Novelle von 141 Seiten (im amerikanischen Original 118), ist ein Hurrikan. Ein sich in den Wellen aufbäumendes, bockendes Schiff, das einen umherwirft, dass die Sinne schwinden. Sturzbäche wild-schöner Sprache, kraftvoll und eindringlich, seltsam, rau und doch durchpoliert, eigenwillig, sinnlich, hypnotisch, und nirgends ein Mast, an den man sich binden oder klammern könnte, wie der Mann auf dem schönen Cover. Ottessa Moshfeghs McGlue ist ein seltenes Juwel…

Ottessa Moshfeghs Text – furios übersetzt von Anke Caroline Burger – ist ein existenzialistisches Drama von drängender Unmittelbarkeit, ein sich überschlagender Monolog aus Erinnerungsfetzen und Phantasmagorien, eine Liebesgeschichte.“

Alf Mayer, CulturMag, What shall we do with the drunken sailor?

„Sie lächelt wie Mona Lisa – und sie hat die Schreibpranke eines schwarzen Panthers … Der Erstling, von Anke Caroline Burger sec und treffsicher ins Deutsche gebracht, spielt teils in einer stinkenden Schiffskoje, teils in einer eisigen Gefängniszelle in Salem, Massachusetts.“

Angela Schader, NZZ, 19.1.2017. Ottessa Mosfeghs Debütroman McGlue – Zünftig hingelangt

„Aus Erinnerungsfetzen, Schmerz und Säufer-Halluzinationen baut Ottessa Moshfegh ihren Text. McGlue macht in der Haft noch kaputter, was ihn kaputt macht und schlägt seinen Kopf gegen die Wand, gegen den Boden, bis er wieder blutet. What shall we do with the drunken sailor? In diesem Roman hat er sich längst selbst in einen dunklen Mahlstrom gestürzt, aus dem es garantiert keine Rettung gibt.“

Sylvia Staude, FR, 22.9.2016, Ottessa Moshfegh McGlue: Sie wollen sich ruinieren

Siehe auch

perlentaucher.de/buch/ottessa-moshfegh